Mit den ersten wärmeren Sonnentagen im Frühling, erwacht auch bei den meisten Gartenbesitzern wieder das Bedürfnis, sich im Freien zu betätigen.
Häufig ist jedoch der erste Gang in den Garten ernüchternd.
• Die Beete sind noch weitgehend leer.
• Gräser und Samenstände von Stauden, die im Winter noch eine Zierde waren, sind nun endgültig verwelkt und müssen abgeräumt werden.
• Der Rasen ist alles andere als saftig grün, zeigt gelbbraune Halme und eine unregelmäßige Grasnarbe.
Der Begriff „Vertikutieren“ ist jetzt in aller Munde und scheint das Gebot der Stunde. Doch was genau ist vertikutieren?
Der Begriff „vertikutieren“ kommt aus dem Englischen und setzt sich aus „vertical“ (senkrecht,vertikal) und „cut“ (schneiden) zusammen. Man könnte es mit „senkrecht schneiden“ übersetzten und genau das wird auch gemacht. Beim Vertikutieren schneidet man mit rotierenden Messern oder Federn einige Millimeter tief senkrecht in den auf dem Boden aufliegenden Rasenfilz.
Die Schnitttiefe ist so gering, dass die Wurzeln der Gräser dadurch nicht verletzt werden.
Der oberflächlich zwischen den Rasengräsern angesammelte Rasenfilz aus alten Mährückständen, Laub oder das flach aufliegende Moos wird jedoch so zerkleinert, dass es dann mit einem Laubbesen leicht ausgekehrt werden kann.
Es gibt auch Geräte, die dies in einem Arbeitsgang erledigen. Die „Sperrschicht“ aus nicht zersetztem organischem Material wird entfernt, Wasser und Dünger gelangen nun direkt auf den Boden und können von den Gräsern leichter aufgenommen werden. Auch der Bodenlufthaushalt wird verbessert und die Lebensbedingungen für wichtige Bodenorganismen optimiert.
Vertikutieren ist also die richtige Maßnahme zur Bekämpfung von moosigen Stellen oder verfilzenden Flächen, wie dies z.B. beim Einsatz von Mährobotern häufig vorkommt.
Dem Besatz mit Unkraut, wie Löwenzahn oder Klee ist durch das Vertikutieren jedoch nicht beizukommen, da diese Pflanzen ebenso tief oder tiefer wurzeln, als der Rasen und durch das oberflächliche Einritzen nicht beeinträchtigt werden.
Richtiggehend kontraproduktiv ist das Vertikutieren sogar bei Besatz von Ausläufer treibenden Unkräutern, wie z. B. Gundermann. Die flach wachsenden Ausläufer werden durch die Messerwalze zerteilt und dadurch stark vermehrt und zum Wachstum angeregt. Hier hilft nur punktuelles Ausstechen mit der Wurzel.
Das „zerrupfte“ Aussehen der Rasenflächen direkt nach dem Vertikutieren, lässt Gartenbesitzer immer mal wieder zweifeln, ob sie dem Rasen wirklich etwas Gutes getan haben. Aber keine Angst: Gräser regenerieren sich äußerst rasch und treiben an Stelle der verwelkten Halme neues Grün.
Sollten durch die Entfernung der Rasenfilzschicht nach dem Vertikutieren größere kahle Stellen zurückbleiben, müssen diese sofort nachgesät werden, um der Besiedlung mit Unkräutern zuvor zu kommen. Daher ist das Vertikutieren eine klassische Frühjahrs-Aktion, wenn wärmere Temperaturen das Keimen des nachgesäten Rasens begünstigen. Auch eine Düngergabe sollte das Wachstum des Rasens jetzt unterstützen.
Moosbesatz, der vor allem in schattigen Bereichen immer wieder auftritt, muss jedoch während des Jahres ggf. mehrmals bekämpft werden, damit die Rasengräser nicht völlig verdrängt werden.
Ein letzter Arbeitsgang, ausgangs des Sommers kann helfen, dass der Rasen gut über den Winter kommt.
Wenn Sie einen Mähroboter im Einsatz haben oder Ihren Rasenmäher ohne Fangkorb benutzten, empfiehlt es sich, nach dem letzten Mähgang vor dem Winter das auf dem Boden abgelagerte Schnittgut zu entfernen.
Manchmal reicht hier schon das „Auskehren“ mit dem Laubrechen aus, um ihren Rasen entlastet in die Winterpause zu schicken.
Wenn Sie jedoch Rasenschnitt stets mit dem Fangkorb sammeln und wenn Ihr Rasen nicht mit Moos durchsetzt ist, dann besteht kein Anlass zu vertikutieren.
In diesem Fall sehen Sie über die paar welken Halme hinweg, die der Winter vielleicht beschert hat, geben dem Rasen Dünger und warten einfach ab, bis der neue Frühlingsaustrieb wieder alles ergrünen lässt.
Ein Artikel von Anke Kilian, unserer Bauleiterin in der Sparte Privatgarten.